Versorgungslage mit Gas aktuell entspannt

Die deutschen Gasspeicher sind voll, die Großhandelspreise für Gas in Europa sinken. Gegenwärtig scheint die Versorgungslage nicht gefährdet. Das muss jedoch nicht so bleiben, warnen Experten.
Volle Speicher und sinkende Preise
Deutschlands Gasspeicher sind zu über 99 Prozent gefüllt. Das gespeicherte Gas würde theoretisch ausreichen, um die Bundesrepublik zwei Wintermonate lang zu versorgen. Zudem fließt weiterhin Gas nach Deutschland, beispielsweise aus Norwegen, und auch die ersten Flüssiggas-Terminals an den deutschen Küsten werden demnächst betriebsbereit sein.
"Tatsächlich wirken sich die aktuell hohen Speicherfüllstände in ganz Europa, die im Verhältnis milde Witterung sowie auch eine gesunkene Nachfrage seitens der industriellen Verbraucher kurz- und mittelfristig auf die aufgerufenen Preise aus", sagt Lennart Richter vom Branchenverband Zukunft Gas gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Derzeit bestehe sogar ein Überangebot an Flüssiggas in Europa. Richter warnt jedoch: "Insgesamt kann sich die Situation schnell wieder ändern, wenn die Temperaturen anhaltend sinken."
Haushalte profitieren nicht
Im Großhandel sind die Gaspreise derzeit so niedrig wie zuletzt im Juni. An den Preisen für Haushaltskunden ändert dies jedoch nichts. "Versorgungsunternehmen decken sich üblicherweise mit lang- und mittelfristigen Lieferverträgen zu vorher festgelegten Preisen ein", so Timm Kehler, Geschäftsführer von Zukunft Gas.
Die aktuelle, kurzfristige Entspannung an den Gasmärkten könne sich sehr schnell ins Gegenteil umkehren und habe wenig Einfluss auf die Verbraucherpreise. Erst über Monate hinweg niedrige Großhandelspreise könnten sich auf die Gasrechnungen der Haushalte auswirken.
Appell: Weiter sparen!
Im Hinblick auf eine drohende Gasmangellage sagt Kehler: "Dank des entschlossenen Krisenmanagements der Regierung sieht es aktuell nicht schlecht aus. Am Ende wird es stark von der Kälte des Winters und der weiteren Disziplin bei der Absenkung des Gasverbrauchs abhängen."
Dem Appell zum weiteren Gassparen schließt sich auch Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur, an: "Wir haben viel Gas gespeichert, aber der Winter kann lange dauern. Um eine Gasmangellage zu vermeiden, müssen wir Gas sparen", so Müller über Twitter. Bereits wenige kalte Tage würden reichen, um den Gasverbrauch stark ansteigen zu lassen und die Speicher entsprechend zu leeren.
Björn Katz, Redaktion GasAuskunft.de